TZI LIVE im Unterricht für Erwachsene

Meine Erfahrungen mit der Basisbildung -Deutsch als Zweitsprache und TZI

Ich unterrichte Migrant*innen in Deutsch, Lesen und Schreiben, Mathematik und Informations- und Kommunikationstechnologien. Unser Programm umfasst beim Lesen und Schreiben vier Stufen, wobei die erste Stufe bedeutet, dass die Teilnehmer*innen die lateinische Schrift nicht kennen, aber oft in ihrer Erstsprache alphabetisiert sind. In der Stufe vier schaffen wir den Anschluss an die regulären Deutsch-als-Zweitsprache-Kurse. Unsere vier Stufen bewegen sich auf dem DaZ-Niveau A1.

 

Die meisten unserer Lerner*innen haben bis zu sechs Jahre Schule absolviert. Sie können gut rechnen. Alle sind kompetente Smartphone-User, verfügen aber über keinen Computer. Auf unseren Laptops arbeiten sie gerne. Bevor der Kurs startet, werden sie zu einer Beratung eingeladen und eingestuft. Daher kennen wir ihre persönliche Situation und ihre Kompetenzen. Eine Gruppe darf nicht mehr als zehn Teilnehmer*innen haben, um zu gewährleisten, dass jede einzelne Person individuell gefördert werden kann.

 

Unser Globe gibt Vieles vor, zum Beispiel das Rahmencurriculum, die Kurstage, die Arbeitszeiten, die Gruppengröße von zehn Personen und alle Erfahrungen, die unsere Teilnehmer*innen mit in den Kurs bringen. In der Basisbildung wie in der TZI ist das In-Beziehung-Setzen des Themas zur einzelnen Person wie auch zur Gruppe sehr wichtig. Nur was relevant für den Einzelnen wie für die Gruppe ist, wird Thema und wird gelernt. Die mangelnden Deutschkenntnisse geben hingegen vor, dass wir uns den wichtigen Themen in konzentrischen Kreisen annähern.

 

Obwohl der Lese- und Schreibprozess für die einzelnen Personen oft in einem unterschiedlichen Tempo verläuft, ist die Solidarität in der Gruppe und die gegenseitige Unterstützung der Gruppenmitglieder sehr stark, da Lerner*innen, die vielleicht Schwierigkeiten beim Schriftsprachenerwerb haben, oft in der Bewältigung ihres Alltags, in ihren mathematischen Kompetenzen oder in ihrer digital Literacy einen Vorteil gegenüber Anderen haben und hier gern um Rat gefragt werden. Gemeinsame Gespräche, in denen Alltagssituationen dialogisch eingeübt werden oder grundsätzliche Themen wie „Freiheit“, ausgehend von den Menschenrechten, diskutiert werden, stärken das Wir-Gefühl sehr. Daher bleiben unsere Teilnehmer*innen, solange sie können, in ihrer Gruppe bei uns. Im letzten Jahr konnten sie vier Kurse in den Stufen 1 bis 4 besuchen.

 

Wie in der TZI ist die Planung in der Basisbildung genau, aber flexibel und orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Lerner*innen. Weil die sprachlichen Fertigkeiten sich erst ausbilden müssen, ist ein Lernen mit allen Sinnen und der ganzen Person, mit vielen haptischen Elementen, Bildern und Filmen eine Grundvoraussetzung. Geeignete Übungsformen haben eine sehr große Bedeutung. Die Teilnehmer*innen sprechen in Ich-Botschaften über ihr Leben und ihren Alltag.

 

Respekt, Offenheit und Vertrauen bestimmen das Unterrichtsklima. Wir leben eine wertschätzende Haltung und geben Störungen Vorrang. Für mich ist es aufgrund der sprachlichen Grenzen manchmal sehr schwierig, die Regeln, die wir einhalten wollen, zu kommunizieren und gleichzeitig auszuloten, warum dies den Lernenden schwer fällt.

 

Aufgrund ihrer Lerngeschichte erwarten sie anfangs viel Leitung. Ihr Empowerment, auch durch sprachlichen Kompetenzzuwachs, ist unser Ziel. Das Erleben von Selbstverantwortung und Selbstbestimmtheit soll sie für ihr Leben in oft sehr schwierigen, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie sie derzeit in Österreich herrschen, stärken.